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Von der guten alten Zeit...

Bauernzeitung Mai, Kolumne Redaktion Ost

Von der guten alten Zeit und was daraus geworden ist

Ein Umzug ist anstrengend und arbeitsintensiv. Diese Arbeit sucht sich niemand freiwillig aus. Es kann aber auch sehr spannend und befreiend sein. Etwas Altes aufgeben und sich neu orientieren.
Ein Büro zügeln ist mit viel Papierverschieben verbunden. Kistenweise warten die Dokumente, am neuen Ort versorgt zu werden. Es müssen Prioritäten gesetzt werden: Was ist wichtig und muss behalten werden? In diesem Papierdurcheinander fiel mir eine Bäuerinnen-Sonderausgabe des „St. Galler Bauer“ von 1966 in die Hände. Wenn ich mir das so überlege, sind es bereits 47 Jahre her. Ich war noch nicht einmal ein Jahr alt und wusste vom Leben und der Welt noch herzlich wenig. Umso mehr interessierte es mich, was und wie in jener Zeit geschrieben wurde. Welche Themen waren aktuell und was für Sorgen hatten die Bauernfamilien?

Im vorderen und hinteren Teil hatte es jede Menge Stelleninserate, wobei die Konfession und der Zivilstand sehr wichtig waren. Ein maschinell eingerichteter Betrieb war zu jener Zeit schon sehr fortschrittlich. Inserenten, deren Unternehmen heute noch bestehen, priesen ihre Produkte an.

Die Sachthemen könnte man gut in unsere Zeit übernehmen. Damals wurde schon auf eine ausgewogene, gesunde Ernährung hingewiesen. Auch brauchbare Tipps für alle Lebensbereiche und für die Selbstversorgung waren zu finden. Von einem Einmannbetrieb war die Rede. Ich fand aber auch einen Hinweis auf einen partnerschaftlich geführten Betrieb. Überlegungen, die Arbeitsabläufe zu überdenken und zu optimieren, um Zeit einzusparen wurden damals auch gemacht. Auch stiess ich auf einen Artikel, der die Betriebsblindheit ansprach. Alles in allem komme ich zum Ergebnis, dass sich die Themen über die Jahre nicht gross verändert haben. Die Darstellung und die Aufmachung der Zeitschrift in Bezug auf das Erscheinungsbild und den wenigen Bildern entsprachen dem damaligen Zeitgeist.

Die Entwicklung der Landwirtschaft ist in den letzten dreissig Jahren noch schneller vorangegangen als in der gleichen Zeitspanne vorher. Vor zwanzig Jahren wurde das Gras zum Teil noch mit dem Motormäher gemäht. Dieses Vorgehen und die minimale Schlagkraft sind in der heutigen Zeit kaum mehr vorstellbar. Das Einkommen unserer Eltern stieg stetig an und sie lebten ausschliesslich von der Landwirtschaft. Heute ist ein Landwirtschaftsbetrieb sehr vielfältig. Die Bauernfamilien sind innovativ und finden immer wieder Nischenprodukte oder Dienstleistungen, die sie der Kundschaft anbieten. In persönlichen Gesprächen erfahre ich immer wieder, dass das Vertrauen der Kundinnen in die regionalen Produkte sehr gross ist. Mit dem heutigen Informationsfluss sind wir über jeden Lebensmittelskandal und jede Tierseuche sofort informiert. Die Bauernfamilien bemühen sich tagtäglich, zur Umwelt Sorge zu tragen und gesunde Lebensmittel zu produzieren.

Im Lehrplan der landwirtschaftlichen Schulen wurde damals die intensive Landwirtschaft gefördert und heute ist das ökologische Gleichgewicht und extensive Flächenbewirtschaftung ein Schwergewicht. Wie sieht die Landwirtschaft wohl in 30 Jahren aus? Aber noch sympathischer ist mir, aus dem „Jetzt“ das Bestmögliche zu machen. Ich setze die Energie für eine lebenswerte Zukunft für uns und unsere Nachkommen ein.

Priska Frischkecht