Die Kuh tut dem Klima gut
Beitrag Kolumne Redaktion Ost:
Die Kuh tut dem Klima gut
Die Kuh ist unser Stolz und bedeutet ein Stück Schweizer Identität. Nun aber wird sie als Klimakiller beschimpft, weil sie bei der Verdauung rülpst und das Treibhausgas Methan ausstösst. Wer sind die wirklichen Klimakiller – das ist die grosse Frage, der die Autorin Anita Idel im Buch „Die Kuh ist kein Klima-Killer!“ nachgeht. Das KAGmagazin stellte das Buch in der Nummer 5, 2011 vor.
Die Kuh steht stellvertretend für alle Wiederkäuer. Dank ihres komplizierten Magensystems, in dem Milliarden von Bakterien und Mikroorganismen leben, kann die Kuh ein Naturwunder vollbringen: Aus Gras und Heu stellt sie wertvolle Fette und Eiweisse her. Dabei entsteht Methan, das die Kuh beim Rülpsen ausstösst. Dieses Gas ist 25x klimaschädlicher als das bekannte Kohlendioxid (CO2). Alles klar, die Kühe sind mitschuldig an der Klimaerwärmung – tatsächlich?
Bevor der Mensch Landwirtschaft betrieb, war 40 Prozent der globalen Landfläche von Gras bedeckt. Der regelmässige Frass und die natürliche Düngung durch Weidetiere steigern das Gras- und Wurzelwachstum. Dadurch wird viel CO2 aus der Luft gebunden. Wälder könnten noch mehr CO2 speichern, stünden dann aber nicht mehr füre die menschliche Nahrungsmittelproduktion zur Verfügung. Eine nachhaltige Weidewirtschaft hingegen liefert langfristig einen wertvollen Beitrag zur Ernährung der Bevölkerung. Absterbende Graspflanzen verwandeln sich in Humus. Weidende Tiere in angemessener Zahl tragen somit zum Humusaufbau und zur Bindung von CO2 im Boden bei.
70 Prozent der heute weltweit genutzten Landwirtschaftsflächen waren ursprünglich Grasländer. Sie werden mehr und mehr umgepflügt. Rund ein Drittel dient zur Produktion von Tierfutter. Anstatt Gras fressen die Kühe nun Mais, Getreide und Soja. Dadurch steigt die Milch- und Fleischleistung markant. Aber der Preis dafür ist hoch: Etwa ein Drittel des Humus geht verloren, ausgelaugte Böden, hohe Nährstoffverluste und Erosion sind die Folge. Um diese Verluste auszugleichen, werden riesige Mengen Kunstdünger eingesetzt; für die Umwelt am Schlimmsten ist Stickstoff-Dünger. Denn drei Prozent werden durch Mikroorganismen in Lachgas umgewandelt, Dieses Gas ist 295x klimaschädlicher als CO2!
Die industrielle Tierhaltung ist der wahre Klimakiller, da vor allem Regenwälder für den intensiven Sojaanbau brandgerodet werden, verliert die Erde auch ihre grüne Lunge, die riesigen Urwälder, die CO2 wieder in Sauerstoff umwandeln.
Die Landwirtschaft trägt zur Klimaerwärmung bei. Aber nicht das Methan der Kühe ist die Schwierigkeit, sondern die Treibhausgase aus der intensiven Massentierhaltung und dem weltweiten Kraftfutteranbau. Landwirtschaftsflächen werden ausgelaugt und gehen längerfristig verloren. Eine nachhaltige Weidehaltung aber trägt zur Erhaltung der Bodenfruchtbarkeit, zur Begrenzung des Klimawandels und zur Welternährung bei.
Es geht nicht darum, keine Kühe mehr zu halten, sondern darum, uns auf unsere regionalen Produkte zu besinnen, auf Milch und Fleisch, die aus Gras und Heu entstanden sind. Es gibt viele Flächen im Berggebiet, wo Gras wächst, aber kein Ackerbau möglich ist. Diese Flächen wären für die menschliche Ernährung verloren, wenn das Gras nicht von der Kuh genutzt und veredelt würde. Kühe sind geniale Grasverwerter. Trotz Methan aus der Verdauung weist die tierfreundliche Weidehaltung dank Humusbildung eine positive Klimabilanz auf.
Liebe Bäuerinnen und Bauern, sind nicht die Kühe auf der Weide Euer grösster Stolz?!
Claudia Gorbach